Das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg (IFSH) steht dem Vorhaben der Bundesregierung skeptisch gegenüber, Handelsschiffe durch private Sicherheitsdienste zu schützen. "Der Rückgriff auf bewaffnete Personal kann nur die allerletzte Lösung sein", sagte IFSH-Piraterie-Expertin Kerstin Petretto der Tageszeitung "Die Welt". Eine gesetzliche Pflicht, private bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord zu nehmen, hält sie für falsch und dies stünde auch im Widerspruch zu den Empfehlungen der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation.
Die aktuelle Debatte über bewaffnete Sicherheitskräfte zum Schutz vor Piratenangriffen verfolgt Petretto mit großer Sorge. "Die Piraten könnten sich anpassen und aufrüsten", warnte Petretto. "Es droht eine Spirale der Gewalt." Wenn sich immer mehr Schiffe bewaffnen, würden auch die somalischen Piraten ihre Taktik verändern. "Das Gewaltmonopol muss beim Staat bleiben", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms der "Welt". Die Berichterstatterin der Fraktion für maritime Politik warnte davor, private Sicherheitskräfte an Bord zu lassen, die mit Kriegswaffen wie schweren Maschinengewehren oder Panzerfäusten ausgerüstet seien. Wilms hält es aber für eine durchaus "überlegenswerte Idee", dass Zeitsoldaten nach Ende ihrer Dienstzeit von der Bundespolizei übernommen und für den Einsatz auf Handelsschiffen ausgebildet werden. "Langfristig kann das Problem der Piraterie nur an Land gelöst werden", sagte Wilms. Die autonomen somalischen Regionen Somaliland und Puntland müssten gestärkt und staatliche Strukturen aufgebaut werden, so dass festgenommene Piraten auch vor Ort bestraft werden könnten. "Das würde abschrecken", sagte Wilms der Zeitung.